Manöver Eindrücke aus der Sicht eines atlantischen Kriegsschiffs
Manövereindrücke aus dem Blickwinkel des Imperiums Atlas ("Die Welt der Schöpfer")
Von Maya Shan, Last Hope Sunrise, Andromeda Nebel
Das atlantische Flaggschiff 84294843999 tauchte aus dem Warp-Flug im Normalraum auf und erschien in der Milchstraße in der Nähe des Neptun, zusammen mit 600 Schlachtschiffen und 500 Roboterraumschiffen. Zum ersten Mal in der Geschichte der United States of Planets (USOP) würde ein außergewöhnliches, gemeinsames Manöver mit Androiden-Imperium Atlas stattfinden. Die Roboterraumschiffe waren zuvor mit allen nur denkbaren Strategien programmiert worden, um der USOP und den Atlantern das Leben schwer zu machen. Aber on top war auch noch vereinbart worden, dass ein Training für beide Seiten unter absolut realen Bedingungen stattfinden sollte, sprich: Es wurde scharf geschossen!
Ich befand mich in der Zentrale mit dem atlantischen Botschafter Ben Smith etwas erhöht hinter der Führungsriege in zwei Sicherheitssitzen, die speziell für menschliche Körper konzipiert waren. Auch hier zeigte sich die überragende Technologie von Atlas, denn in diesen Sitzen konnte sogar ein Totalcrash für eine gewisse Zeit überlebt werden. Selbst wenn die Zentrale in Schutt und Asche zerstoben wäre, hätte sich sofort eine transparente, stoß- und erschütterungsfeste Kapsel um den Sitz geschlossen, mit atembarer Luft und einem Kommunikator, der automatisch einen Notruf absetzte. In unseren Sitzen hatten wir einen guten Überblick über das, was in der Zentrale passierte.
Die zuvor gespenstische Stille auf dem Schiff war von einer Sekunde auf die andere vorbei. Nach den zwei Tagen Flugzeit, die die atlantischen Androiden im Ruhemodus verbracht hatten, herrschte jetzt eine rege Geschäftigkeit. Und dennoch war es nicht mit der Betriebsamkeit eines mit Menschen besetzten Raumschiffes vergleichbar. Die Androiden bewegten sich, verschiedene Hologramme erschienen aus dem Nichts heraus und ein riesiger Bildschirm schaltete sich ein und zeigte uns die Außenwelt in beeindruckender Realität - dennoch sprach niemand ein Wort. Zumindest kein hörbares, denn die Kommunikation untereinander und mit der Bord-KI fand intern, also wortlos statt.
"Dort sind mehrere Hologramme,
die den technischen Zustand, den Grad der Auslastung der Schutzschirme und die
Waffenfähigkeit der einzelnen Raumschiffe, die am Manöver teilnehmen,
anzeigen", erklärte mir Mr. Smith. Meine Frage, ob tatsächlich alle 600
Schiffe damit erfasst wurden, bejahte er.
Der Machthaber von Atlas, Poseidon,
saß auf seinem Sitz vor mir und der Commander des Schiffes, Hades, ging nun zu
einem Holo-Bildschirm, das interaktive Eigenschaften besaß.
"Hier wird die Schlacht koordiniert, erklärte mir Mr. Smith dazu. "Die
blauen Punkte sind unsere 600 Schiffe, die roten die 200 der USOP und die
schwarzen stellen die 500 Roboterschiffe dar, die unsere Gegner sein werden.
Zurzeit befinden sich alle in Wartestellung - das Flaggschiff der USOP, die
EARTH ONE, ist gerade eingetroffen; also sollte es jeden Moment losgehen."
Noch ein letzter Tastendruck und es legten
sich weiche und dennoch straffe Gurte um unsere Körper, die uns in den Sitzen
halten würden, sollte es zu Turbulenzen kommen. Und dann hörten wir auch schon einen
eingehenden Funkspruch:
"Hier ist die EARTH ONE, Admiral Schneider. Ich
rufe Hades vom Flaggschiff 84294843999."
"Hier ist Hades."
"Wir sind jetzt bereit, es kann
losgehen."
"Der Countdown von 10 auf Null
beginnt ... jetzt", lautete die Antwort.
Was würde nun geschehen?
Von einer Sekunde auf die andere
bewegte sich das riesige Kugelraumschiff mit einer atemberaubenden
Geschwindigkeit, sodass sich die Außenansicht auf den Bildschirmen rasend
schnell veränderte. Allein aufgrund dessen hätte ein Pilot unmöglich
manövrieren können.
Commander Hades stand vor dem
interaktiven Holo-Bildschirm und bewegte seine Finger unfassbar schnell, um den
einzelnen Raumschiffen ihre Anweisungen zu geben. Gleichzeitig steuerte er
sämtliche Funktionen des Flaggschiffes in Vernetzung mit der Bord-KI.
Ich erkannte, dass sich die
schwarzen Punkte jetzt grüppchenweise zu formieren begannen und einzelne Raumschiffe
angriffen, die plötzlich von der Karte verschwanden. Kurze Zeit später meldete
sich Admiral Schneider vom Flaggschiff der USOP: "Wir haben bereits einen
Verlust von 30 Schiffen hinnehmen müssen - wie sieht es bei Ihnen aus?"
"20 Einheiten", gab Hades
knapp zur Auskunft.
"Wir werden jetzt eine
schärfere Gangart anschlagen. Schneider Ende."
Waren die Raumschiffe etwa vernichtet
worden? Hatte es bereits menschliche Verluste gegeben? Beunruhigt wandte ich
mich an Mr. Smith, der mich jedoch umgehend aufklärte, dass sich die
Raumschiffe in den Warp-Raum gerettet hatten, was als Konsequenz das Ende für
sie in diesem Manöver bedeutete.
Erleichtert drehte ich mich wieder
dem riesigen Bildschirm zu, der den Weltraum zeigte. Doch gleich darauf
erkannte ich mit angehaltenem Atem, dass ein riesiges Geschwader von
Roboterschiffen direkt auf uns zuflog!
Und dann begann der Beschuss, der
das ganze Raumschiff zum Dröhnen brachte. Wieder verschwamm alles auf dem
Bildschirm und ich nahm wahr, wie das Flaggschiff, was zuvor sehr ruhig
dahingeglitten war, gewaltige Erschütterungen erfuhr und anscheinend
komplizierte Flugmanöver vollführte, gleichzeitig seine Waffen abfeuernd.
Im nächsten Moment wurde ich von den
Gurten im Sitz gehalten und, trotz ihrer magnetischen Verankerung, wurden mehrere
Androiden gegen die Wand geschleudert, rappelten sich aber sofort wieder auf. Das
zeigte deutlich, welchen Beschleunigungswerten das Raumschiff ausgesetzt war!
Es setzte ein weiterer Beschuss ein
und der Lärm wurde nun ohrenbetäubend. Erneut fegte es Androiden von den Beinen
und einen Moment lang ging mir die bange Frage durch den Sinn, ob wir tatsächlich
standhalten würden!
"Notruf - hier ist die EUREKA.
Unser Warp-Antrieb ist bei starkem Beschuss ausgefallen. Erbitten dringend
Unterstützung!"
Ohne zu zögern versetzte Hades das
Flaggschiff für wenige Sekunden in den Warp-Raum, um dann im Normalraum in der
Nähe des Raumschiffes wieder aufzutauchen, um sofort mit dem Beschuss der
Roboterschiffe zu beginnen. Wie zu erwarten war, konzentrierten sich die
Angreifer jetzt auf das Flaggschiff und so konnten die kurz darauf erscheinenden
zwei Raumschiffe der USOP die angeschlagene EUREKA unter Feuerschutz aus dem
Kampfgetümmel wegbegleiteten.
Gebannt beobachtete ich wie Commander
Hades seine Finger so schnell über die interaktive Fläche bewegte, dass seine
Hand optisch kaum noch wahrnehmbar war. Wie ich erfahren hatte, stand er auf
einer Plattform, deren starker Magnetismus ihn unter allen Umständen aufrecht
hielt, gleich, welche Erschütterungen das Schiff erbeben ließen.
Mittlerweile erschienen weitere
Schlachtschiffe der Atlanter, um das Flaggschiff zu unterstützen, sodass es
sich allmählich wieder zum Rand des gesamten Geschehens begeben konnte. In
einer nicht mehr fassbaren Geschwindigkeit und gleichzeitiger Gelassenheit
wurden hier 600 Schlachtschiffe überwacht und koordiniert, was in seiner
Effizienz einzigartig war.
Und der Erfolg ließ auch nicht lange
auf sich warten: Ganz allmählich reduzierte sich die Anzahl der schwarzen
Punkte, während das Flaggschiff jetzt ruhig verharrte. Doch mussten wirklich
alle Roboterschiffe vernichtet werden?
Kurz darauf hörte ich Hades bereits die
EARTH ONE rufen: "Hier ist Hades vom Flaggschiff 84294843999. Ich rufe
Admiral Schneider."
"Hier Schneider von der EARTH
ONE."
"Der Kampf kann als beendet
betrachtet werden - es sind nur noch 50 gegnerische Raumschiffe vorhanden. Ich
werde jetzt den Abbruch des Manövers einleiten."
"Einverstanden. Schneider
Ende."
Atlas hatte sich als ein wertvoller
Verbündeter erwiesen - der, wie in einer guten Beziehung - ein entscheidendes Manko
unserer menschlichen Zivilisation ausglich: Unsere Verletzlichkeit! Die
Atlanter waren in diesem Kampf bereit gewesen, sowohl sich als auch ihre
Raumschiffe bis über ihre Grenzen hinaus so zu beanspruchen, wie wir es niemals
tun würden, um uns nicht zu gefährden. Ein unschlagbarer Vorteil, sollte es
tatsächlich in ferner Zukunft darum gehen, Seite an Seite einer fremden Macht
gegenüberzustehen. Das gemeinsame Manöver der USOP mit Atlas hatte eine knappe
Stunde gedauert und war erfolgreich beendet worden.
Das gewaltige Kugelraumschiff nahm
jetzt langsam Fahrt auf und ich bewunderte den Planeten Neptun, an dem wir
vorbeizogen, seine wunderschöne, blaue Farbe und seine Ringe mit den vier
Monden Naiad, Thalassa, Despina
und Galatea. Auf Neptun befindet sich das Archiv, das unsere Zeitlinie dokumentiert
und gleichzeitig waren die zahlreichen, fliegenden Raumschiffwerften in seinem
Orbit gut erkennbar.
Nach
diesem Schlachtgetümmel war das ein friedlicher Anblick. Die Wahrscheinlichkeit
ist hoch, dass er und unsere Errungenschaften noch lange erhalten bleiben - mit
diesem mächtigen Verbündeten an der Seite der UNITED STATES OF PLANETS.
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