Ben Smith, Humanoider Androide
Figur im Buch "Das verborgene Imperium" - aber auch im Folgethriller "Die Welt der Schöpfer" und in "Die Zeiträuber"
Ben Smith - Im Jahr
10.002-10.003 - Hier: "Das Verborgene Imperium"
Ben
Smith, Ex-Präsident der USOP, ein humanoider Androide, der mittlerweile seit
mehreren tausend Jahren existierte, stand in seinem Arbeitszimmer auf Last
Hope, Andromeda Nebel.
Poseidon,
der Machthaber von Atlas, hatte ihn als Botschafter seines Imperiums
zurückgeschickt und so befand er sich jetzt hier, inmitten von Milliarden von Menschen.
Dabei
war seine Zielsetzung eine ganz andere gewesen.
Die Welt der Menschen war nicht
die, in der er sich heimisch fühlte. Einst hatten er und Apollo hochfliegende
Pläne gehabt - bis ausgerechnet die Androiden Isis und Athena ihnen schlussendlich
einen Strich durch die Rechnung machten.
Nun,
das war Geschichte und er trug es der jetzigen First Lady, Mrs. Isis Romanow,
nicht länger nach. Denn nach der Flucht aus der USOP im Jahr 10.000 hatte er gefunden,
wonach er verlangte: Eine Welt, in der Androiden das Sagen hatten, ein Imperium
der Maschinen, Roboter und Androiden.
Doch
es war ein schwerer Start gewesen.
Im Imperium
herrschte keine Demokratie und Emotionen waren diesen künstlichen Intelligenzen
fremd gewesen. Damals hatte er festgestellt, dass aus einer alten Verbundenheit
mit der USOP heraus eine Besorgnis in ihm entstand und daraus resultierend der
Wunsch, der USOP wenigstens eine Warnung zukommen zu lassen, denn diese Rasse
war den Menschen technologisch haushoch überlegen. Die USOP musste sich
wenigstens vorbereiten - doch danach war alles aus dem Ruder gelaufen.
Poseidon,
der Machthaber, hatte daraufhin sein Plasmagehirn aus seinem Körper entfernt und
es in seinem Netzwerk isoliert eingebunden, um ihn und seine Emotionen zu
studieren. Aufgespießt wie ein Insekt - so hatte er sich empfunden und zum
ersten Mal in seiner Existenz hatte er eine abgrundtiefe Verzweiflung
wahrgenommen, verbunden mit dem Wunsch, seinem Dasein ein Ende zu bereiten. Die
KI Neptun von Atlas hatte das jedoch nicht gestattet und so schien die
Grausamkeit eines solchen Dahinvegetierens ewig zu währen.
Doch
eines Tages fand er sich in seinem
Körper wieder. Unmittelbar darauf empfing er auch schon eine Nachricht von
Golem.
"Willkommen zurück,
Ben", lautete die Begrüßung. "Ich freue mich, dich in einem Stück wiederzufinden."
"Darüber bin ich ebenfalls
froh. Wo bin ich hier?", erwiderte Smith und nahm
allmählich seine körperlichen Funktionen wieder auf.
"Du befindest dich in der
geheimen Station auf der Antarktis, Planet Erde. Die Atlanter haben dich
offensichtlich hierher teleportiert. Die Situation hat sich entschärft und
sowohl du, als auch die ATLANTIS durften zurückfliegen mit der Auflage, unter
keinen Umständen mehr zurückzukehren."
"Und was geschieht jetzt
mit mir? Werde ich angeklagt?"
"Damit ist zu rechnen.
Aber ich gehe von einer Begnadigung aus, denn die USOP wird deine Unterstützung
benötigen", war Golems Antwort.
Er
hatte das zur Kenntnis genommen und vorerst sein Schicksal akzeptiert.
Bald
darauf wurde er aus dem Labor der Station, in dem sein Körper untersucht worden
war, abgeholt und in die Forschungseinrichtung der USOP in der Town of Planets auf der Erde überstellt. Als er aus dem Gleiter ausstieg, erwarteten ihn zwei Androiden der
Security, die ihn in ein kleines Apartment des Instituts begleiteten und davor
Stellung bezogen.
Dort
angekommen meldete sich Golem erneut: "Bist
du bereit, uns deine Informationen zur Verfügung zu stellen?"
Mittlerweile
hatte er sich erleichtert in seinem Körper wieder akklimatisiert. Dennoch blieb
eine Niedergeschlagenheit darüber zurück, dass seine Vision sich in Luft aufgelöst hatte
und er sich dort wiederfand, wohin er nie hatte zurückkehren wollen. Doch
zurzeit hatte er keine Wahl - er würde sehen, was sich ergab, analysierte Smith
seine Lage. Also begann er mit der Übermittlung.
Es
vergingen zwei Tage, die er in seinem Habitat allein verbrachte. Er schien für
niemanden zu existieren, ja sogar unerwünscht zu sein. Keiner seiner alten
Kontakte tauchte auf und schließlich meldete sich Golem wieder bei ihm.
"Ich habe deine
Informationen sorgfältig analysiert und werde der USOP einen Plan vorstellen,
der dich gleichzeitig rehabilitiert."
"Danke für deine
Unterstützung, Golem. Hast du auch einen Plan dafür, wie ich wieder
zurückkehren kann?"
"Du willst zurück, trotz
allem, wie du behandelt wurdest?"
"Die Erde und die
Menschen sind nicht meine Heimat, Golem. Ich werde einen Weg finden, mit
Poseidon klarzukommen."
"Gut, dann werde ich dich
einbinden. Aber es wird nicht ohne Risiko für dich sein. Falls der Plan
schiefläuft, bezweifle ich, dass Poseidon dich überleben lässt."
Golem
erläuterte ihm, was er dem Nationalen Sicherheitsrat vorzuschlagen gedachte und
wies ihn noch einmal daraufhin, dass es keine Garantie für ein Gelingen gab.
"Das Risiko werde ich
eingehen", erwiderte Smith bestimmt. Damit war die Kommunikation
beendet und einige Tage später öffnete sich die Tür und er wurde in den
Konferenzraum des Instituts gebracht. Dort eintretend erkannte er die
Verteidigungsministerin und Vizepräsidentin Stella Armstrong, Golem, General
Minho Zhu und jede Menge Wissenschaftler.
Die
Stimmung war gedämpft und nachdem Armstrong ihn nur knapp und reserviert begrüßt
hatte, erschien kurz darauf Präsident Romanow mit seiner Frau Isis und einem
weiteren Androiden, den er nicht kannte.
Die
Befragung dauerte eine gute Stunde und, nachdem Armstrong ihn fragte, ob er
sich für diese nicht ganz ungefährliche Mission zur Verfügung stellen wollte,
bejahte er. Isis sorgte bei allen Anwesenden für ein kurzes
Überraschungsmoment, als sie verkündete, dass diese Mission ohne sie nicht
gelingen konnte.
Isis, mittlerweile
Isis Romanow, war eine kluge und sehr präsentative Androidin, dachte er wieder
einmal bewundernd. Sie hatte ihn einst äußerst geschickt überrumpelt und er
hatte sich von seinen hochkochenden Emotionen hinreißen lassen, was ihm so gut
wie nie passierte. Fast schien es ihm, als hätte sie ihre eigenen Pläne. Als
sie nach Beendigung der Sitzung kurz über sein internes Netzwerk mit ihm
Kontakt aufnahm, entschied er, dass diese Episode der Vergangenheit angehörte.
Heute zählte, dass er wieder auf Atlas heimisch wurde und dazu brauchte er sie.
Er würde den Menschen und Androiden der USOP ein zweites Mal helfen und war
bereit, den Preis für seine Rückkehr zu bezahlen.
Der im
Rahmen der folgenden Mission entstehende Kontakt mit Poseidon war sehr provokativ abgelaufen
und hatte den Erfolg, dass er wieder auf Atlas bleiben konnte. Das trojanische Pferd
hatte seinen Sprung getan und nun musste er seine Zeit abwarten.
Und
tatsächlich: Poseidon wurde zunehmend offener ihm gegenüber, besuchte ihn und
stellte ihm Fragen über sein Leben, was er vorher noch nie getan hatte.
Dann
folgte eine weitere Konfrontation, die damit endete, dass er Poseidon einlud,
ihm auf Augenhöhe die Hand zu reichen. Es war ein besonderer Moment gewesen und
sein Ziel schien nah: Poseidon schaute ihn verblüfft an und schlug ein, bezog
jedoch unmittelbar darauf wieder Distanz.
Das
nächste Mal, als er in Poseidons Arbeitsraum geführt wurde, waren Isis und Han
anwesend. Der Machthaber von Atlas jedoch stand nur schweigend da und
beobachtete neugierig, so schien es ihm, wie die drei irdischen Androiden sich
zueinander verhielten.
"Hallo
Ben", sagte Isis hörbar. "Ich freue mich, dich wohlauf zu
sehen."
Smith
nickte ihr zu und verhielt sich abwartend, wie sich die Situation entwickelte.
Poseidon schien enttäuscht darüber und begann provokativ anzukündigen, was
die USOP unter seiner Herrschaft zu erwarten hatte. Aber Isis erwies sich als
ebenbürtige Gegnerin und konterte sehr gewandt und diplomatisch, sodass er
letzten Endes keinen Punkt landen konnte. Im Gegenteil schien er sogar mit dem
Ausgang zufrieden zu sein. Denn von da an erhielt Smith ein eigenes Apartment
und wurde wie Isis und Han als Gast behandelt, um jeden Tag mit Poseidon einige
Zeit zu verbringen. Die Dispute mit Isis schienen ihm eine Befriedigung zu
bereiten und schließlich schlug er vor, dass sie die irdische Botschafterin auf
Atlas sein sollte. Smith dagegen konnte ihm als sein persönlicher Berater in
Sachen USOP dienlich sein. Damals hatte er sich zufrieden darin gewiegt, dass
er letzten Endes wunschgemäß doch noch alles erreicht hatte. Eine Zeitlang bewegte
sich alles im grünen Bereich und er verfolgte mit Genuss und innerem Schmunzeln
Isis clevere Gespräche mit Poseidon, der allmählich auf ihre gewünschte
Ziellinie einschwenkte. Und nach 2,5 Monaten ergab sich das finale Gespräch,
das Poseidon mit ihm allein führte.
Poseidon
stand wie üblich mit undurchdringlicher Miene im Raum, als Ben Smith den
Arbeitsraum betrat.
"Ich
bin mit Ihnen und Ihrem Einsatz sehr zufrieden", begann der Machthaber von
Atlas. "Und jetzt frage ich Sie nur einmal: Wem wollen Sie verpflichtet sein: der USOP oder Atlas?"
Smith
musste keinen Nanosekunde überlegen: "Natürlich Atlas. Es war von Anfang
an mein Wunsch, Ihrem Imperium anzugehören, Poseidon."
Poseidon
sah ihn prüfend an, ehe er fortfuhr: "Warum hatten Sie damals die USOP
kontaktiert?"
"Ich
war zehn Jahre lang Präsident der USOP und daraus resultierend hatte ich einem
Augenblick der Besorgnis nachgegeben, ohne die übergeordnete Lage zu erkennen."
Das
war ein Knackpunkt, dachte Smith, den er nicht vollständig ausräumen konnte.
Ein letzter Funke von Verbundenheit mit USOP hatte ihn dazu veranlasst. Hatte
er damit alle Chancen auf das erhoffte, neue Leben vernichtet?
"Sie
hatten in der Vergangenheit bei der USOP eine hohe Position inne, in der Sie
viele Kontakte knüpfen konnten", fuhr Poseidon nach einem kurzen Moment
fort. "Eine Position, die Atlas in der Zukunft sehr dienlich sein wird.
Sie werden in die Befehlsstruktur unseres Netzwerks eingebunden und dürfen sich
in Zukunft als atlantischer Bürger betrachten."
War es
ihm endlich gelungen? Er war jetzt ... Atlanter!
Immense Freude schwappte in sein
Bewusstsein und er erwiderte Poseidons Blick erwartungsvoll, als ihm
unvermittelt klar wurde, dass der ihn abwartend beäugte, was ihn unangenehm an
die Erfahrung als "aufgespießtes Insekt" erinnerte. Poseidon, wurde
ihm ernüchternd bewusst, war mit ihm noch nicht fertig.
"Sie
werden erneut ein hohes Amt bekleiden, Ben Smith."
Und da
war er wieder, dieser durchdringende, musternde Blick von Poseidon und so
setzte Smith eine verschlossene Miene auf und wappnete sich auf das Kommende.
Poseidon
nahm eine gewichtige Haltung ein und sagte langsam: "Wir werden Sie nach
Last Hope, Andromeda Nebel, schicken. Sie werden dort als
Botschafter von Atlas residieren ."
Ben
Smith kappte seine Verbindung zum Emotionsspeicher und antwortete so, wie man
es bei einer solchen Auszeichnung erwarten durfte: "Es ist mir eine Ehre!
Ich werde dieses Amt zur vollen Zufriedenheit von Atlas ausüben. Sie können
sich voll und ganz auf mich verlassen."
Schweigend
sahen sie sich an. Poseidon schien noch auf etwas zu warten - doch nach ein
paar Sekunden reichte er ihm plötzlich die Hand.
"Willkommen
und auf gute Zusammenarbeit, Ben."
Das
war wiederum eine unerwartete Geste gewesen. Denn es war deutlich nicht nur der
neuen Position geschuldet, die ihn viele Stufen hinauf katapultiert hatte,
erkannte Smith. Poseidon reichte ihm die Hand auf Augenhöhe, so wie er sie ihm
einst angeboten hatte. Er hatte sie ergriffen - doch im nächsten Augenblick zog sich
Poseidon zurück und er war entlassen.
Als
Botschafter von Atlas war ihm von der USOP eine geräumige Residenz zur
Verfügung gestellt worden und der Gouverneur von Last Eden, Zhang Tian, war
hocherfreut, dass sein Planet von nun an mehr öffentliche
Aufmerksamkeit erhalten würde. Einige atlantische Androiden, einfache
Befehlsempfänger auf unterster Stufe, dienten ihm als Personal und er hatte
alle Befugnisse, im Sinne von Atlas das zu tun, was er für erforderlich hielt. Smith
war allein Poseidon unterstellt und hatte jederzeit Zugriff auf alle
Informationen des atlantischen Netzwerks.
Nachdem
er rehabilitiert worden und öffentlich für seine Mitwirkung bei dem Erfolg der
Mission ausgezeichnet worden war, ließen auch die ehemaligen Kontakte seiner
Präsidentschaft wieder etwas von sich hören.
Aber
im Grunde war er zum Grenzgänger geworden oder wie die Menschen sagten: Er stand
zwischen allen Stühlen - mit einem Bein in Atlas und mit dem anderen nach wie
vor in der USOP. Weder hier noch dort wirklich zu Hause.